Die Tradition des Shaolin
Wir im Westen, die wir oft noch Schwierigkeiten mit der Komplexität und Vielfalt der Kampfkünste in China haben, haben uns an die Einteilung in zwei Schulen gewöhnt: die äußere harte Schule und die innere weiche Schule. Diese Unterscheidung ist aber irreführend, da sie eine starre Grenze zwischen beiden suggeriert. Nach chinesischer Vorstellung enthält aber alles auch sein Gegenteil und bewegt sich ständig darauf zu. So wie im Begriffspaar Yin und Yang symbolisiert.
Wing Tsun (oder auch Wing Chun als Oberbegriff) ist eine über 300 Jahre alte Kampfkunst. Der Ursprung des Wing Tsun Kung Fu liegt im legendären Shaolin-Kloster. In der Ching-Dynastie waren die Anhänger des Shaolin-Kung Fu wegen ihrer Kampfkunst sehr berühmt, die damalige Regierung beschloss deshalb, die Wissensträger, nämlich die Mönche und Nonnen zu eliminieren. Soldaten überfielen das Kloster am Sung-Berg und versuchten das Kloster und die Mönche zu vernichten, diese jedoch leisteten erbitterten Widerstand, so dass das Kloster und die Mönche unversehrt blieben. Einer der chinesischen Beamten (Chan Man Wai) verschwor sich jedoch mit einigen Mönchen und so gelang es, dass das Kloster (von innen!) niedergebrannt wurde und nur wenige fliehen konnten. Unter den Überlebenden waren Meisterin Ng Mui, Chi Shin, Pak Mei, Fung To Tak und Mui Hin.
Ng Mui flüchtete in einen Tempel namens „Tempel des weißen Kranichs“. Sie machte sich Sorgen, da ihre Feinde wegen des Verrats die hohen Techniken der Shaolin kannten und sie nicht mehr die jüngste war. Ein Kampf zwischen einem Fuchs und einem weißen Kranich wurde zum Auslöser, ihre Kampftechniken zu überdenken und ein Kampfsystem zu entwickeln, in dass sie die aus der Natur bekannten Gesetze und ihre Kampf-Erfahrung einbrachte.
Im dem Ort unter dem Kloster lernte sie Yim Lee und seine Tochter Yim Wing Tsun kennen. Yim Wing Tsun war hübsch und erregte die Aufmerksamkeit eines weithin bekannten Schlägers, der ihren Vater mit Gewalt zwingen wollte, die 15- Jährige mit ihm zu verheiraten. Yim Wing Tsun war jedoch bereits Leung Bok Chau versprochen. Als die Ng Mui davon hörte, nahm sie Yim Wing Tsun als Schülerin auf. Von dem Tag an lernte Yim Wing Tsun jeden Tag Kung Fu. Als sie die Techniken, die ihr Ng Mui beigebracht hatte, umsetzen konnte, forderte sie den Schläger heraus und besiegte ihn. Ng Mui reiste weiter durch das Land, nachdem sie Yim Wing Tsun das Versprechen abverlangte, diese effektive Kampfkunst zu bewahren und den Patrioten zu helfen, die Ching-Dynastie zu stürzen.
Yim Wing Tsun heiratete ihren Verlobten Leung Bok Chau und brachte ihm diese Kampfkunst bei. Dieser – als er die Effektivität erkannte – nannte die Kampfkunst seiner Frau zu ehren „Wing Tsun Kung Fu„. Er brachte das System Leung Lan Kwai bei, dieser gab es Wong Wah Boh weiter, welcher später auf Leung Yee Tei stiess. Dieser war Meister der Sechs-und-ein-halber-Punkt- Langstock-Technik und ein Schüler des Meisters Chi Shin. So kam diese hohe Langstock-Technik in das Wing Tsun System. Leung Yee Tei unterrichtete Leung Jan, einen berühmten Arzt aus Fatshan und erlernte die Techniken in Perfektion – Leute kamen von überall und er besiegte jeden Herausforderer. Einer seiner Schüler war Chan Wah Shun, der nun wiederum später Yip Man (auch Ip Man) als Schüler aufnahm – jedem bekannt aus den Filmen mit Donnie Yen.